Archiv der Kategorie: Geschichte und Kultur

Russland (amtlich Russische Föderation) ist ein Land mit reicher Geschichte und Kultur. Es ist ein föderativer Staat im nordöstlichen Eurasien und flächenmäßig der größte der Erde. Das heutige Russland entwickelte sich aus dem Großfürstentum Moskau, einem Teilfürstentum der früheren Kiewer Rus, Die Kiewer Rus war der älteste ostslawische Staat und wurde in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts gegründet. Dieser Staat existierte über 300 Jahre. In der Kategorie finden Sie eine Sammlung von Artikeln zur russischen Geschichte und Kultur.

Russische Ostereier – Ursprünge und Rezepte

Russische Ostereier

Das Ei hat im Glauben und in den Bräuchen vieler Völker eine lange Tradition, so der Ägypter, Perser, Griechen und Römer. Es galt bei ihnen als das Symbol der Geburt. In den slawischen Völkern wurde das Ei mit der Fruchtbarkeit des Bodens verbunden, mit dem Wiedererwachen der Natur nach dem Winter. Gefärbte Eier, die heutigen Ostereier, gab es bei den Slawen wahrscheinlich bereits vor der Annahme des Christentums.

In der christlichen Tradition ist der Ursprung für das Färben der Eier hauptsächlich mit dem Namen des römischen Kaisers Mark Aurel (von 161 bis 180 römischer Kaiser) verbunden. Am Tag seiner Geburt soll angeblich eines der Hühner seiner Mutter ein Ei gelegt haben, welches mit roten Punkten markiert war. Das wurde als gutes Omen für den späteren Kaiser interpretiert.
Bis zum Jahre 224 war es bei den Römern üblich geworden, sich zum Gruß gegenseitig gefärbte Eier zu senden. Die Christen übernahmen diese Tradition, jedoch gaben sie ihr eine andere Bedeutung. Für sie galt die rote Farbe als ein Symbol für das Blut Christi, mit dem zu Ostern die Eier bemalt wurden.

Legenden aus dem Christentum

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Legenden über die christlichen Ursprünge für das Färben von Eiern.

So sollen beispielsweise nach dem Tod Christi sieben Juden zu einem Fest versammelt gewesen sein. Zu den gereichten Speisen zählten Brathühner und hart gekochte Eier. Während das Festes rief einer der Zuschauer, sich doch zu erinnern, wer hingerichtet wurde und sagte, dass Jesus am dritten Tag auferstanden ist. Auf diese Worte soll der Gastgeber erwidert haben – „Wenn das Huhn auf dem Tisch zum Leben erweckt und die Eier rot werden, dann wird er auferstehen.“
Und in diesem Moment änderte sich die Farbe der Eier und die Hühner wurden lebendig.

Eine andere Legende besagt, dass Jungfrau Maria zur Unterhaltung des Baby Jesus die ersten Eier bemalte.

Ebenfalls wird die Tradition mit den Namen von König Ludwig IX. (Französischer König von 1226 bis 1270 – auch bekannt als Ludwig der Heilige) verbunden. In den Jahren 1249 bis 1250 befand sich König Ludwig IX. auf dem Kreuzzug in Ägypten. Dabei geriet er in ägyptische Gefangenschaft. Entlassen aus der Gefangenschaft, bereitete er seine Rückkehr nach Hause vor. Dazu ordnete er vor seiner Abreise ein Fest an. Dabei wurden auch in verschiedenen Farben bemalte Eier gereicht.

Nach einer russischen Version sind die Ursprünge der Tradition für gefärbte Eier mit den Regeln zur Fastenzeit in der griechisch-orthodoxen Kirche verbunden. Danach dürfen die Menschen in dieser Zeit viele Lebensmittel und auch Eier nicht essen. Um die Eier zu erhalten, wurden sie von den Menschen gekocht. Damit die gekochten Eier nicht mit rohen verwechselt werden konnten, wurden sie vor allem mit natürlichen Farbstoffen eingefärbt. Aus dem dringenden Bedürfnis der Menschen entstand eine Tradition, die bis heute das russische Osterfest begleitet.

Rezepte für das Färben der Ostereier

Im Laufe der Jahrhunderte entstand eine Vielzahl von Techniken für die Verzierung der Eier. So wurden sie von Hand bemalt oder einfach in eine Farblösung gelegt, mittels verschiedener Techniken mit Ornamenten verziert oder zum Objekt kunstvoller Malerei. Besonders hervorzuheben ist darunter die Wachstechnik. Manchmal werden auf die bunten Eier auch noch Ornamente und Verzierungen aus goldener oder silberner Folie aufgeklebt.

Zum Färben der Ostereier gibt es heute die verschiedensten Möglichkeiten. Man kann dafür handelsübliche Anilinfarben, aber auch natürliche Farben verwenden.
Natürliche Farben kann man beispielsweise mit folgenden Rezepten erzielen:

Ostereier in Rot

Bereiten Sie einen kräftigen Sud aus roter Zwiebelschale und lassen ihn einige Zeit ziehen. Dann geben Sie in den Sud die zuvor sauber gewaschenen Eier, lassen ihn aufkochen und kochen dann die Eier für 10 Minuten. Anschließend nehmen Sie die Eier heraus und lassen sie abkühlen.
Je nach der Menge genommener Zwiebelschalen werden die Eier in den Farben von Hellscharlachrot bis zu Dunkelrot gefärbt werden.
Für dieses Rezept sollten Sie zuvor die Zwiebelschalen sammeln und trocknen.

Ostereier in Gelb oder Vergoldung

Geben Sie in heißes Wasser 2 bis 3 EL Pulver der Gelbwurzel (Kurkuma) und lassen das Gewürz aufkochen, damit die Farbe intensiver wird. Dann geben Sie in den Sud die zuvor sauber gewaschenen Eier und kochen die Eier für 10 Minuten. Anschließend nehmen Sie die Eier heraus und lassen sie abkühlen.

Bereiten Sie einen Sud aus jungen Blättern der Birke und lassen ihn einige Zeit ziehen. Dann geben Sie in den Sud die zuvor sauber gewaschenen Eier, lassen ihn aufkochen und kochen dann die Eier für 10 Minuten. Anschließend nehmen Sie die Eier heraus und lassen sie abkühlen. Die Eier werden in gelber Farbe sein.

Ostereier in Rosa

Legen Sie die gekochten Eier in frischen Saft der Moosbeere oder Roten Bete.

Ostereier in Violett

Geben Sie ins heiße Wasser Veilchenblüten und belassen darin über Nacht die gekochten Eier. Wenn Sie ins Wasser ein wenig Zitronensaft ergänzen, ergibt sich eine Lavendelfarbe.

Ostereier in Blau

Schneiden Sie 2 kleine Köpfe Rotkohl auf, ergänzen 500 ml Wasser und 6 EL weißen Essig. Legen Sie die gekochten Eier über Nacht in die Mischung, bis sich eine tiefe blaue Farbe ergeben hat.

Ostereier in Grün

Ergänzen Sie in die Mischung für das Erhalten der violetten Farbe 1 TL Soda oder kochen Sie die Eier für 10 Minuten mit Spinat ab.

Ostereier in Lavendel-Farbe

Legen Sie die gekochten Eier in frischen Traubensaft.

Ostereier in Pastell-Farben

Für Zartrosa und Blau, reiben Sie die Eierschale mit einer Handvoll Heidelbeeren oder Moosbeeren ab.

Ostereier in Beige

Bereiten Sie einen kräftigen Sud aus gelber Zwiebelschale und lassen ihn einige Zeit ziehen. Dann geben Sie in den Sud die zuvor sauber gewaschenen Eier, lassen ihn aufkochen und kochen dann die Eier für 10 Minuten. Anschließend nehmen Sie die Eier heraus und lassen sie abkühlen.
Je nach der Menge genommener Zwiebelschalen werden die Eier in den Farben von Gelb bis zu Dunkelbraun gefärbt werden.
Für dieses Rezept sollten Sie zuvor die Zwiebelschalen sammeln und trocknen.

Ostereier in Dunkelbraun

Kochen Sie die Eier für 10 Minuten unter Zugabe von 250 ml Kaffeepulver ab.

Wer seine Ostereier etwas kreativer gestalten möchte, kann es bereits mit einfachen Mitteln und Methoden tun. Die russische Hausfrau nutzt für ihre Ostereier beispielsweise folgende Techniken:

Ostereier in mehreren Farben

Die Eier waschen, trocknen, in alte Lumpen einwickeln, mit Fäden fest umbinden und die abgebundenen Flächen nach Wunsch mit Anilinfarben einfärben (dazu eine Pipette oder ein Holzstäbchen verwenden). Dann die Eier in einen Kochtopf mit warmem Wasser geben, aufkochen und für 10 Minuten kochen lassen. Danach die Eier herausnehmen, abkühlen und die alten Lumpen abnehmen.

Ostereier mit Ornamenten aus Blättern

Auf Wunsch kann man auf jedes Ei ein Ornament auftragen. Die einfachste Möglichkeit dafür ist die Verwendung junger Blätter. Dazu legen Sie auf die angefeuchtete Schale ein schönes Birkenblatt oder andere kleine Blätter (nach der gewünschten Form) dicht auf, umwickeln dann das Ei fest mit Nylonstoff (geeignetes Material ergibt ein alter Strumpf) und kochen das so vorbereitete Ei für 10 Minuten in der Farblösung. Danach das Ei herauszunehmen, abkühlen und den Nylonstoff abnehmen.

Allgemeine Hinweise:

Sie können die Schale der gefärbten Eier mit Pflanzenöl abreiben, denn dann bekommen die Eier einen schönen Glanz.

Man darf keine Eier kochen, die gerade erst aus dem Kühlschrank entnommen wurden. Sie sollten zuvor wenigstens eine halbe Stunde bei Zimmertemperatur lagern oder für 10 bis 15 Minuten in warmes Wasser gelegt werden. Im anderen Fall reißen sie beim Kochen.

Beim Färben der Eier mit gewöhnlichen Anilinfarben ist es völlig ausreichend, wenn sich das Ei nicht mehr als 30 Sekunden in der Farblösung befindet. Dadurch wird die obere Schicht der Schale bereits gefärbt, jedoch dringt die Farbe nicht bis zum Eiweiß durch.

Die historischen Anfänge der russischen Schule

Russische Schule

Die historischen Anfänge der russische Schule können bis in die Zeit der Kiewer Rus zurückverfolgt werden. Schon in diesem ältesten ostslawischen Staat gab es Schulen für Lese- und Schreibunterricht. Archäologische Funde weisen diesen Unterricht für das 10. und 11. Jahrhundert nach. Nicht nur die Führungsspitzen und die Geistlichen waren schriftkundig, sondern auch die Kinder einfacher Stadtbürger lernten in Schulen, wobei sie Wachstafeln und spitze Schreibstifte verwendeten.
Aus dieser Zeit sind auch zahlreiche Birkenrindenurkunden überliefert, in denen viele Dinge des alltäglichen Lebens niedergeschrieben wurden. Auch sind zahlreiche Inschriften erhalten geblieben, so auf Kirchenwänden oder Haushaltsgegenständen.
Die meisten bekannten Funde stammen aus der Umgebung der Stadt Nowgorod, jedoch auch in vielen anderen altrussischen Städten war das Bildungswesen organisiert.

In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts gründete Großfürst Wladimir eine Schule, zu deren Bildungsinhalt Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie gehörten. Ebenfalls gab es besondere Schulen für Lesen, Schreiben und Fremdsprachen.
Im Jahre 1086 wurde in Kiew die erste europäische Schule für Frauen gegründet. Nach dem Vorbild der Schulen in Kiew und Nowgorod wurden auch an den Höfen anderer russischer Fürsten sowie in Klöstern eigene Schulen eingerichtet. Dabei waren Schulen nicht nur Bildungseinrichtung, sondern auch Kulturzentren.

Der Verfall dieses Kulturlebens begann mit der tataro-mongolischen Invasion im frühen 13. Jahrhundert und dauerte bis in das 15. Jahrhundert. In dieser Zeit wurde auch aus einer vorwiegend weltlichen Bildung, eine fast ausschließlich geistliche und klösterliche. Vom 13. bis 15. Jahrhundert hatten die orthodoxen Klöster die Rolle der Erhalter und Verbreiter der russischen Bildung.

Die Befreiung von der Goldenen Horde, die Vereinigung und Festigung des Moskauer Staates beeinflusste auch das Bildungssystem. Es entstanden zahlreiche neue Gemeinde- und Privatschulen, wo nicht nur Priesterkinder, sondern auch Kinder der Handwerker und Kaufleute lesen, schreiben und rechnen lernten.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts bildete sich daraus schließlich das orthodoxe Bildungssystem. In diese Zeit fällt auch der Anfang des Buchdrucks in Russland und die Herausgabe einer ersten Fibel und eines ersten Grammatikbuches. Allerdings mussten die russischen Buchdrucker wegen der politischen und religiösen Missstände im Lande, ihre Aktivitäten in das Fürstentum Litauen verlegen.
Die Zentren der Aufklärung befanden sich vom 16. bis 17. Jahrhundert auf den Gebieten der heutigen Ukraine und Weißrusslands.
Im Jahre 1632 wurde in Kiew die älteste Hochschule in Osteuropa gegründet, die ab 1701 als Akademie bezeichnet wurde. In Moskau wurde nach diesem Vorbild im Jahre 1687 die Slawisch-Griechisch-Lateinische Akademie gegründet.

Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts entstanden in Moskau Schulen nach dem Vorbild der europäischen Grammatikschulen, in denen sowohl weltliche als auch theologische Ausbildung vermittelt wurde. Die arabischen Ziffern verdrängten nach und nach die Buchstaben des kyrillischen Alphabets als Zahlzeichen. Diese Schulen waren allen Ständen zugänglich, selbst Kinder von Dienern konnten dort eine Ausbildung erhalten. In dieser Zeit entstand in Russland auch ein System der Berufsausbildung. Zu den Anfängen gehörten Diplomaten-, Medizin- und Buchdruckerschulen.

Die nachhaltige und revolutionäre Umwälzung im Schulwesen geschah jedoch erst Anfang des 18. Jahrhunderts durch Zar Peter dem Großen. Unter seiner Regierung machten in den Schulen die theologischen Fächer der Mathematik, Astronomie, Feldmesskunde, Fortifikation und dem Ingenieurwesen Platz. In den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts entstanden die bekannten Fachschulen Marineschule, Ingenieurschule und Medizinschule, deren Absolventen der von Zar Peter I. aktiv reformierte Staat dringend brauchte.

Ab 1714 wurden in den russischen Regierungsbezirken sogenannte „Zifferschulen“ eröffnet, in denen die Kinder Arithmetik und die Grundlagen der Geometrie lernten. Als Lehrer arbeiteten dort Absolventen der Marineschule.
Im Laufe von zehn Jahren entstanden mehr als 40 solcher Schulen, in denen über 2000 Kinder lernten. Neben den mathematischen gab es auch andere Bildungseinrichtungen. So wurden Priesterkinder in 46 Parochialschulen und Soldatenkinder in Garnisonsschulen ausgebildet.
Bei Hüttenwerken im Ural und in der Olonezker Region Nordrusslands wurden die ersten Bergschulen Russlands organisiert, welche die Fachleute für den Erzbergbau heranbildeten. Zum Lernen benutzte man neue Lehrbücher, die unter anderem die Grundlagen der Mathematik, wie Algebra, Geometrie, Trigonometrie und auch etwas nautische Astronomie enthielten.
Unter der Herrschaft Peter I. wurden in Russland auch erste Übersetzungen westeuropäischer Lehrbücher ausgegeben, die kirchenslawische Schrift wurde durch die sogenannte Zivilschrift ersetzt, die mit einigen Abänderungen bis heute in Russland verwendet wird.
Auf diese Weise entstand in Russland ein Netzwerk von Schulen, dass allerdings nicht einheitlich war, da nach fachlichen- und theologischen Schulen unterteilt wurde. Allgemeinbildung war kein Selbstzweck, sie wurde nur beiläufig vermittelt.
Als eine Errungenschaft ist zu sehen, dass die Ausbildung für alle Stände – außer den Bauern – verpflichtend wurde.
Eine besondere Bedeutung hatte dabei auch die Bildung des Adels, der die Staatsmänner, Beamte und Heerführer stellte. Neben der Ausbildung an russische Schulen wurden die jungen Adligen oft auch ins Ausland geschickt. Nach ihrer Rückkehr mussten sie eine Prüfung ablegen, häufig in Anwesenheit des Zaren.
Da sich nicht jeder Adlige gern bildete, wurde auch Druck ausgeübt. So wurde im Jahre 1714 ein Erlass gegeben, der mit einem Heiratsverbot drohte, wenn sich der Adlige nicht bildete.

Bereits nach dem Tod von Zar Peter I. wurde im Jahre 1726 in Sankt Petersburg eine Akademie der Wissenschaften mit Universität und Gymnasium gegründet. Dafür wurden die Dozenten im Ausland angeworben, hauptsächlich in Deutschland. Im Jahre 1755 bekam auch Moskau eine Universität, den Gründungserlass zeichnete Zarin Elisabeth, eine Tochter Peter I.
An der Universität gab es zwei Gymnasien, sowohl für adlige und auch einfache Bürger.

(Literatur – nach Material auf „ruvr.ru“)

Die Kiewer Rus – der älteste ostslawische Staat

Kiewer Rus

Der älteste ostslawische Staat in der Geschichte war die Kiewer Rus. Er entstand in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts.
Zu dieser Zeit bestanden in Russland frühe feudale Verhältnisse. Die alten slawischen Städte Kiew, Smolensk, Polozk, Tschernigow, Pskow und Nowgorod hatten sich zu den wichtigsten Zentren für Handel und Gewerbe im alten Russland entwickelt. Diese Handelsplätze waren seine wichtigste Verbindung nach Skandinavien und Byzanz.

Ein sehr wichtiges Ereignis in der russischen Geschichte war die Annahme des Christentums als Staatsreligion im Jahre 988 durch den Großfürsten Wladimir (978-1015). Wladimir war von 980 bis 1015 Fürst von Kiew. Dieser politische Akt war kein zufälliges Ereignis, denn mit der Entstehung von sozialer Ungleichheit und Klassenbildung wurden die objektiven historischen Voraussetzungen für den Ersatz von heidnischem Polytheismus und Monotheismus geschaffen, die bis dahin in der alten russischen Gesellschaft vorherrschend waren.
Das Christentum war in Russland seit Anfang des 9. Jahrhunderts bekannt. Einige Vorfahren von Fürst Wladimir, wie Fürst Igor (er regierte von 912 bis 945), nach ihm seine Frau Olga (945-969), waren bereits Christen gewesen. In seiner Regierungszeit besuchte Fürst Igor Konstantinopel und ließ sich dort taufen.
Mit der Annahme des Christentums als Staatsreligion war Großfürst Wladimir damit der erste christliche Herrscher in Russland.
Von großer Bedeutung für die Verbreitung der Ideen des Christentums in der Kiewer Rus waren seine langjährigen Beziehungen mit Bulgarien. Daraus resultierten Einflüsse auf Kultur und Literatur, insbesondere durch religiöse Literatur. Zum Ende des 9. Jahrhunderts war die Kiewer Rus eng mit der byzantinischen Wirtschaft und der christlichen Kultur verbunden.

Die Annahme des Christentums führte zu wichtigen politischen Konsequenzen in der Kiewer Rus. Es trug zur Stärkung des Feudalismus, der Zentralisierung des Staates und seiner Annäherung an europäische christliche Länder (wie Byzanz, Bulgarien, Tschechien, Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Georgien und Armenien) bei. Daraus ergaben sich neben dynastischen Ehen, auch positive Einflüsse auf die Entwicklung von Kultur, Bildung und Wissenschaft.
In die Kultur der Kiewer Rus, deren Ursprünge aus der traditionellen Kultur der slawischen Stämme entstammten und die mit der fortschreitenden Entwicklung des Staates zu einem hohen Niveau gelangte, gingen später zunehmend bereichernde kulturelle Einflüsse aus der byzantinischen Kultur ein. Besonders aus Bulgarien und Byzanz kamen nach Russland antike und frühmittelalterliche Handschriften. Die slawische Sprache und Schrift wurde in die Obhut der Mönche gegeben, den in der damaligen Zeit am meisten gebildeten Menschen. Aus dieser Zeit haben viele Pergamente und Bücher bis heute überdauert.

Im Jahre 1037 wurde von Fürst Jaroslaw dem Weisen (1019-1054) die erste Bibliothek im alten russischen Staat gegründet. Unter seiner Herrschaft kam es in Russland ebenfalls zu einer verstärkten Alphabetisierung. Er ließ Bücher kopieren und in die slawische Sprache übersetzen. Auch kam es zur Neugründung von Klosterschulen, darunter im Jahre 1086 die erste Klosterschule für Frauen.
Die Kiewer Macht erlangte unter Jaroslaw dem Weisen eine breite internationale Anerkennung.

Dieser alte russische Staat bestand über drei Jahrhunderte. Nach dem Tod des letzten Großfürsten von Kiew Mstislaw Wladimirowitsch (1125-1132), Sohn von Wladimir Monomach, zerbrach er in mehrere unabhängige Fürstentümer. Damit begann eine Zeit feudaler Zersplitterung, die während der Invasion durch tataro-mongolische Horden (1237-1242) unter dem Kommando von Batu Khan (1208-1255), Enkel des Dschingis Khan, zum Verlust der politischen Unabhängigkeit der russischen Länder beitrug und bis in das 15. Jahrhundert zu einer andauernden Abhängigkeit der russischen Länder vom turko-mongolischen Reich der Goldenen Horde (gegründet 1242) führte.

Die russische Kirchenmusik – Ursprünge und Entwicklung

Russische Kirchenmusik

Die Ursprünge der russischen Kirchenmusik entstanden mit der Christianisierung Russlands. Der Anfang dieser geistlichen Musik im alten Russland, ist gleichzeitig mit der Annahme des Christentums als Staatsreligion durch den Großfürsten Wladimir (978-1015) im Jahre 988 zu datieren.
Nachdem Großfürst Wladimir in Сhersonesos (Byzanz) getauft wurde, nahm er bulgarische Sänger mit sich, die ihm vom Byzantinischen Patriarch und Kaiser übergeben wurden. Auch mit seiner neuen Gattin, Großfürstin Anna, kamen nach Kiew griechische Sänger.
Alle slawischen Völker waren schon immer sehr musikbegabt, so auch das russische Volk. Bei jeder Gelegenheit, ob bei Feldarbeiten, Krieg, Festen, Bestattungen und einfach so, wurde gern gesungen. Daher war die russische Gesangskunst bereits in frühen Zeiten recht gut entwickelt.
Russische Volkslieder richten sich nach dem Mehrgesang (Polyphonie) und deshalb wurde nach der Christianisierung Russlands auch sehr bereitwillig die Tradition der kirchlichen, byzantinischen Gesangskunst übernommen. Seit unvordenklichen Zeiten gestattete die griechisch-orthodoxe Kirche im Gottesdienst nur vokale Musik – das Singen. Diese Tradition wurde in die russisch-orthodoxe Kirche übernommen und fand damit Eingang in die russische Kirchenmusik.

Im 11. Jahrhundert setzten griechische Gesangslehrer in Russland das Achttonsystem (Oktoechos) durch. Daraus entstanden Gesangsschulen in Smolensk, Nowgorod, Wladimir und anderen Städten Russlands sowie verschiedene Chöre.
In den Anfängen des russisch-orthodoxen Kirchengesangs bestanden die Notentexte aus zwei Teilen, einem slawischen und einem griechischen Text. Diese Form hatte bis zum 13. Jahrhundert bestand, da die ersten Regenten der russisch-orthodoxen Kirche griechischer Herkunft waren und meist nicht sehr gut die slawische Sprache beherrschten.
Bis heute gibt es daraus Überbleibsel, denn in den Gesängen der Regenten (beispielsweise den Patriarchen) findet man immer noch die griechischen Worte „Ispolaeti Despota“, was „Ruhm und Dank dir, Herr“ bedeutet.

Notenzeichen der altertümlichen Gesangsbücher

Die Notenzeichen der altertümlichen Gesangsbücher sind visuell Haken ähnlich. Sie sind meist über dem Text geschrieben und ohne jegliche Lineatur. Diese Schreibweise ist auch für altgriechische und mittelalterliche europäische Notenzeichen üblich und weist auf ihre gemeinsame Herkunft hin.
Die Haken wurden vom 11. Jahrhundert bis zum 13. Jahrhundert angewendet. Mit den Notenzeichen wurde nicht nur die exakte rhythmische Größe und Bedeutung der Töne definiert, sondern auch ihre relative Höhe. Dadurch wurde es dem Sänger möglich, sich an die Melodie zu erinnern, die ihm in der Gesangsschule eingeprägt wurde.
Heute ist der Schlüssel zum Verständnis der Mehrzahl dieser Hakenarten verloren gegangen, weshalb zahlreiches Material über alte Kirchengesänge nicht mehr entschlüsselt werden kann.
Erst Ende des 16. Jahrhunderts wurde ein System von Zeichen erfunden, das die genaue Höhe der Töne bestimmte. Die Haken als Notenzeichen sind heute nur noch bei Altgläubigen und einigen ähnlichen Sekten zu finden.
In der russisch-orthodoxen Kirche wurde das Hakensystem von den europäischen, runden Notenzeichen abgelöst. Diese europäischen Notenzeichen setzten sich während der Herrschaft von Peter dem Großen im alten Russland endgültig durch.

Infolge des „Mongolensturms“ kam es von 1242 bis in das 15. Jahrhundert zum Verlust der politischen Unabhängigkeit der russischen Länder und ihrer andauernden Abhängigkeit vom turko-mongolischen Reich der Goldenen Horde. In dieser Zeit verfiel die gesamte Kultur Russlands auf einen Tiefststand. Diese Erscheinung ließ sich auch beim Gesang beobachten. Das führte im Jahre 1503 zu einer Anordnung, wonach stellenlose Diakone und Priester ihren Dienst in Chören weiterzuführen hatten, da sie durch ihre Ausbildung an geistlichen Schulen sehr sachkundig im Singen waren.

Iwan IV. (1530-1584), auch genannt Iwan der Schreckliche, war der erste Großfürst von Moskau, der sich zum Zaren von Russland krönen ließ. Als ein großer Liebhaber des Kirchengesangs komponierte er selbst einige Stücke. Im Jahre 1551 machte er das ökumenische Konzil auf den zunehmenden üblen Zustand des Kirchengesangs aufmerksam und legte damit den Grundstein für neue Gesangsschulen. Daraus gingen viele talentierte Meister des Kirchengesangs hervor, von denen jedoch leider nur ihre Namen überliefert wurden.

Arten des Singens
Griechische Art des Singens

Die griechische Art des Singens kam in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, teils aus Griechenland, von den südlichen Slawen und süd-westlichen Bruderschaften, die mit den Griechen in Kontakt standen, nach Russland. Oft teilten Slawen und Griechen auch das Kloster. Wie beispielsweise auf der Halbinsel Krim, die früher zu Byzanz gehörte, später jedoch ein Teil Russlands wurde. Auch kam er mit östlichen Patriarchen, die früher oft die russisch-orthodoxe Kirche leiteten.
Diese Art des Singens darf jedoch nicht mit dem ersten Gesang in Russland verwechselt werden, der sich nach dem griechischen Achttonsystem richtete und mit den Jahren völlig anpasste – sie „verrusste“.

Bulgarische Art des Singens

Mit den Sängern der süd-westlichen Bruderschaften und anderen Einwanderern aus der südwestlichen Rus, kam im 17. Jahrhundert die bulgarische Art des Singens nach Russland, blieb jedoch vorwiegend auf dieses Jahrhundert beschränkt, obwohl sie sich schnell ausbreitete. Die bulgarische Gesangsart hatte recht originelle Wendungen, die dem slawischen Volkslied ähnlich waren. In nur wenigen geistlichen Liedern blieb diese Art des Gesanges bis heute erhalten.

Portessingen

Das Portessingen kam Ende des 17. Jahrhunderts und Anfang des 18. Jahrhunderts nach Russland. Italienische Meister und südwestliche Russen, die vom Westen beeinflusst wurden, brachten diese Gesangsart mit. Sie ähnelt dem italienischen und europäischen Operngesang. Peter der Große liebte diese Art des Singens und nahm öfters sogar selbst am Singen teil. Dabei sang er die Bass- und auch Tenorpartitur.
Im Jahre 1797 wurde das Portessingen jedoch vom Zaren Paul und der Heiligen Synode verboten. Seither ist das Portessingen für die Entwicklung der russischen Gesangskunst nicht mehr von Bedeutung

Obwohl alle diese Arten des Singens die russische Gesangskunst bereicherten und auch teilweise prägten, ging dabei deren Originalität und Einzigartigkeit nicht verloren. Die russische Kirchenmusik ist einmalig und kann mit nichts auf der Welt verglichen werden.

(Literatur – nach Material auf „ruvr.ru“)

Das magische Salz – Rolle und Bedeutung in der Magie

Das magische Salz

Das Salz gilt bereits seit Urzeiten als ein heiliger Stoff, gewonnen aus der Erde oder dem Meerwasser, ist es mit Leben und Tod, Erschaffung und Zerstörung und der weiblichen Energie tief verbunden.

Salz ist für das Leben mächtig und doch kann es auch den Tod bringen. Auf den Feldern, wo es einsickert, wird lange Zeit nichts wachsen. Das Salz sterilisiert und reinigt. Im Verbund mit der Erde, gilt Salz als ein mächtiges magisches Werkzeug. Gelöst wird das Salz sogar in der klassischen Medizin verwendet, ganz zu schweigen von seiner Verwendung in der Volksmedizin.

Die magischen Eigenschaften

Salz ist der schöne Grund und das Material für die Reinigung. Um kostbare Edelsteine oder Goldschmuck zu reinigen, gibt man darauf eine Schicht Salz und beläßt es dort für eine Woche. Danach reinigt man den Edelstein oder den Goldschmuck gründlich unter fließendem Wasser und lege ihn in die Sonne, damit er von neuer Energie geladen wird.

Gibt man ein wenig Salz in das Badewasser, dann hat man damit eine alchimistische Veränderung geschaffen, die den festen Stoff in eine Lösung umwandelt. Wenn man in dieser Mischung badet, schafft man eine ähnliche Veränderung an sich selbst. Man soll sich vorstellen, dass Zweifel, Aufregungen, Krankheiten und alle negative Energie, die im Leben belasten, in sich selbst und von diesem Wasser neutralisiert werden.

Wenn man die Notwendigkeit fühlt, seine Energie und Aufmerksamkeit in einer engen Richtung zu konzentrieren, soll man ein wenig Steinsalz in einem kleinen grünen Sack als Talisman am Körper tragen. Das ist besonders für denjenigen wichtig, der sich ausschließlich auf den geistigen Plan im Leben konzentriert und dabei den physischen Plan vernachlässigt.
Als Talisman gilt Steinsalz auch heranziehend für das Geld und wird dafür ebenfalls in magischen Ritualen verwendet.

Das Ritual zur Erlangung von Reichtum mit Hilfe von Salz

Auf eine große metallische Platte schüttet man bei zunehmendem Mond grobes Salz akurat in Form eines Pentagramms (fünfzackiger Stern) aus. Die Energie für die Heranziehung des Geldes wird auf eine kleine grüne Kerze konzentriert, die im Zentrum des Pentagramms in einer kleinen Halterung aufgestellt wird. Danach wird die Kerze angezündet, es werden Geld heranziehende Steine (wie Tiger- oder Katzenauge, Zitrin, Türkis, Nephrit, Opal und Pyrit) genommen und diese nacheinander in jedem Winkel des Sterns aufgestellt. Aufstellend vom oberen Punkt, wird bei jedem Stein immer der Spruch gesagt – „Stelle ich diesen Stein auf, heranziehend zu mir das Geld“.

Die Kerze läßt man danach zehn bis fünfzehn Minuten brennen und löscht dann die Flamme. Das magische Ritual wird täglich über 7 Tage bei zunehmendem Mond wiederholt. Dann wird das Salz, die Steine und die Reste der grünen Kerze in einen kleinen grünen Sack gegeben und dieser Sack bis zum Eintritt des Ergebnisses am Körper getragen. Wenn man fühlt, dass das Ergebnis eintritt, wird das Salz in frisches fließendes Wasser geschüttet und weggespült. Die Steine und das Wachs werden gewaschen und dann sicher aufgehoben.

Hinweis: Das obige magische Ritual wird in der Praxis russischer Hexen verwendet. Jedoch gibt es keine Garantie für den Erfolg.

Die magischen Brötchen – ein zauberhaftes Backwerk

Die magischen Brötchen

Kuchen, Piroggen, Piroschki, Pfannkuchen…

Was noch so ein beliebiges Herz, wenn nicht zauberhaft, das im Mund tauende Backwerk unterwerfen kann?

Ich werde Ihnen das Geheimnis der echten „Wiener Brötchen“ meiner Urgroßmutter mitteilen. Der Großvater, der diese einmal gegessen hatte, heiratete meine Großmutter sofort, weil sie nicht nur die „Wiener Brötchen“ im Ofen backen konnte, sondern sie war darin auch noch eine Meisterin.

R E Z E P T E

Also, beginnen wir zu zaubern:

Wiener Brötchen

Wir nehmen:

125 ml warme Milch, 1 EL Zucker, 1/2 EL Trockenhefe, 125 ml Mehl.

Nach dem alles kräftig gerührt wurde, lassen wir es 12 Stunden über Nacht ruhen.

Wir setzen fort, zu zaubern:

200 g ausgelassene Butter, 250 mg Zucker, 1 Paket Vanillinzucker, fünf Eier.

Vom Mehl wird soviel genommen, dass der Teig nicht sehr dicht, sondern gerade fest wird.
Nicht weniger als 15 bis 20 Minuten mit einem hölzernen Löffel rühren, nur mit einem hölzernen Löffel.
Mit dem Mixer oder mit der Hand zu arbeiten ist streng verboten!
Danach wieder den Teig bis zum nächsten Morgen stehen lassen. Am Morgen, wenn der Teig zu dünn ist, etwas mit Mehl ergänzen.

Jetzt werden die Brötchen geformt. Auch etwas Mehl auf die Brötchen geben. Die Brötchen sollen nur ca. 70 g sein, da die Brötchen in der Größe zunehmen. Den Wipfel des Brötchens mit Zucker bestreuen.
Dann die Brötchen auf das Blech legen und in den Ofen bei 220 °C schieben. Nach 15 Minuten sind sie fertig gebacken und schmecken hervorragend!

Mit diesem Teig kann man auch den echten Osterkuchen backen.

Russische Brötchen

Diese werden viel schneller als die Wiener, aber nach dem persönlichen Geschmack vorbereitet…. Es ist etwas persönliches!

250 ml warme Milch, 2 Eier, 3 EL Zucker, eine kleine Prise Salz, 100 g ausgelassene Margarine, 1 Päckchen Trockenhefe (etwa 7 g), 750 g Mehl.

Das ist das obligatorische Rezept. Danach den Teig gut durchkneten und es ist fertig.

Den Teig in 3 Teile aufteilen, jeden Teil in der Dicke von einem halben Zentimeter. Dann die Teile mit 100 g ausgelassener Sahnebutter einschmieren, dabei den Raum von 2 cm vor den Rändern auslassen. Den inneren Raum reichlich einschmieren.
Die eingeschmierte Fläche reichlich mit Zucker, vermischt mit Vanillin, bestreuen.

Eingeschmiert und bestreut, die Stücke am Rand umschlagen und dann zu einer langen und dicken Wurst einrollen. Diese Wurst auf Stückchen von je vier Zentimeter Länge schneiden. Dann die kleinen Stückchen flach auf ein Blech legen und in den Ofen bei 220 °C schieben. Nach 1 Stunde sind sie fertig gebacken. Die Brötchen sehen danach wie Rosen aus und schmecken hervorragend!

Um die Magie dieser Brötchen zu erfahren, ist es wichtig, sie mit viel Herz und Liebe zu backen.

Ich wünsche Ihnen ein gutes Gelingen!

Die heilende Kraft der Bäume in Glaube und Tradition

Die heilende Kraft der Bäume

Bereits seit uralten Zeiten ist die heilende Kraft und die Lebenskraft der Bäume bekannt. Die Menschen kamen zu ihnen, um die Heilung von Herzleiden und anderen körperlichen Gebrechen zu bekommen und mit Lebenskraft geladen zu werden oder suchten bei den Bäumen die Gabe der Vision.
Bei vielen Völkern entstanden Kulte zur Anbetung von Bäumen – der Baum wurde verehrt, denn er symbolisierte Lebenskraft, Weisheit, Ruhe, Erholung und Schutz.
In allen Religionen existiert ein gewisser Baum, der das Verbindungsglied zwischen dem Menschen, dem Gott und der Erde ist. Auch in der Mythologie vieler Völker zeigt sich diese sehr alte und enge Verbindung von Mensch und Baum, sogar ihre Existenz führen zahlreiche Völker auf Bäume zurück.
Baum und Mensch sind sich näher, als man denkt. Vieles von dem, was wir heute über Bäume wissen, stammt aus dem uralten Volksglauben und wurde durch Bräuche, Sagen und auch Lieder überliefert. Die Menschen waren Teil des Waldes, begriffen das Wesen der Pflanzen und sahen in ihnen nicht nur Nutzmittel. Unsere Vorfahren wussten ihre Eigenschaften auch als Heilmittel zu nutzen. Sie wussten, jede Baumart hat ihren Charakter und enthält eine ihr eigene Medizin.

Altgriechische Dichter, Heilende und Philosophen schrieben bereits darüber. Wie auch die altertümlichen Griechen, meinten die Druiden und Heiden der „Alten Rus“ nicht ohne Grund, dass die Bäume das Verbindungsglied zwischen dem Kosmos und der Erde sind. Die Druiden waren beispielsweise der Annahme, dass eine Quelle der kosmischen Kraft die Mistel – „das Kind der Leere“ ist. Die Verehrung der Mistel bei den altertümlichen Kelten wurde von den komplizierten Ritualen und Opferungen begleitet. So wurde die Mistel auf den sechsten Tag des zunehmenden Mondes gesammelt, mit einer goldenen Sichel abgeschnitten, wobei sie nicht auf die Erde fallen sollte.

Schema für die Arbeit mit der Kraft der Bäume

Auch die alten russischen Heilenden beachteten die heilende Kraft der Bäume. In der modernen Literatur wird über die Arbeit mit der Kraft der Bäume nur sehr wenig gesagt. Die Bäume werden grob auf „Spender“ und „Saugende“ unterteilt, das heißt – die Energie „spendend“ und die Energie „saugend“. Jedoch ist eine solche Gliederung zu sehr abstrakt und für die Praxis nicht brauchbar, da der Charakter der Erkrankung eines Patienten oft unklar ist und man sich daher in der Auswahl eines Holzhelfers irren kann.
Es daher sehr häufig anzutreffen, dass sich bei Menschen, die Bäume als Heilende verwenden, der Zustand nicht verbessert und es gegenteilig sogar zur Verschärfung der Erkrankung und zur bedeutenden Verschlechterung des Befindens führt.

Jedoch gibt es nach Ansicht der alten russischen Heilenden auch ein Schema für die Arbeit mit der Kraft der Bäume, das brauchbar für jeden Menschen ist, der an einem beliebigen Leiden erkrankt ist.
Das Besondere dabei ist, man darf nicht nur mit einem Baum arbeiten – sei es der „Spender“ oder „Saugende“.
Ein Überschuss an Energie kann zu Allergien, entzündlichen Prozessen und bei Menschen mit einer schwachen psychologischen Immunität, zur Aggression und Hysterie führen.
Der Mangel an Energie kann zur Schwäche, Depression und zu Erkrankungen führen, die mit den Prozessen der Stagnation im Organismus verbunden sind.
Daher spielt die richtige Ordnung in der Arbeit mit der Kraft der Bäume, nach Ansicht der alten russischen Heilenden, eine sehr bedeutende Rolle. Außerdem muss die Behandlung entsprechend dem ganztägigen energetischen Biorhythmus durchgeführt werden.

Bereits am frühen Morgen, mit dem Sonnenaufgang, beginnt sich der Körper mit seiner Arbeitsenergie aktiv zu füllen. Zu diesem Zeitpunkt muss man daher mit dem Baum-Spender anknüpfen. Solche geeigneten Bäume sind die Eiche, der Ahorn, die Birke und andere Bäume, die zu den festen Baumarten gehören. Mit ihnen muss man mit dem ganzen Körper anknüpfen – ihn umarmen. Dabei bildet nur eine Ausnahme die Eiche, an sie muss man sich mit dem Rücken anlehnen.

Nach dem halben Tag wird dann an einen Baum-Harmonisator angeknüpft, der die energetische Anstrengung aufheben wird und den Überfluss an Energie, die vom Spender gegeben wurde, ergreift und aufnimmt. Als Harmonisator verhalten sich Kiefer, Lärche, Weißtanne und Weide. Die harmonisierenden Bäume werden durch die Handflächen der Hände kontaktiert.

Am späten Abend, vor dem Einschlafen, soll die richtige Verteilung der Energie im Organismus durchgeführt werden. Hier wird der Helfer ein beliebiger Obstbaum sein, wie Apfel-, Birnen-, Pflaumen- oder Vogelbeerbaum. An diese Bäume wird mit der Stirn angelehnt.

Bei allen diesen Bäumen dauert die Sitzung etwa 15 bis 20 Minuten. Es sollten dafür immer Bäume ausgewählt werden, die in der Gruppe mit anderen Bäumen stehen, denn diese knüpfen besser an.
Auch lässt diese Methode zu, nach dem Ternärsystem (auch Dreiersystem) zu arbeiten, das bedeutet, mit der Aufnahme ihrer Energie, ihrer Anpassung und Verteilung. Deshalb ist sie nach Ansicht der alten russischen Volksheilenden nicht nur für die Behandlung beliebiger Erkrankungen, sondern auch für die Befreiung von einer Schädigung, wie an den Augen und bei anderen Schäden brauchbar.
Bei dieser Technik ist es auch für die Menschen gut, wenn sie auf eine vegetarische Ernährung übergehen, da sich damit der Körper an die Energie der Pflanzen anpasst.

Leschij – der Geist des Waldes in der slawischen Mythologie

Leschij

russ. Леший, ist der Geist des Waldes in der slawischen Mythologie. Die Menschen glaubten, dass Leschij in jedem Wald wohnt und besonders gern im Fichtenwald.

Beschreibung in der slawischen Mythologie

Leschij ist bekleidet wie ein Mann, trägt einen roten Gürtel, der auf der linken Seite entlang seines Mantels bis auf den Boden reicht. Sein Körpergeruch ist angenehm. An den Füßen trägt er Schuhe, jedoch nicht wie der normale Mensch. Den rechten Schuh hat er auf dem linken Fuß angezogen und den linken Schuh auf dem rechten Fuß. Die Augen von Leschij leuchten grün, wie brennende Kohlen.
Obwohl er sorgfältig seine wahre Herkunft vor den Menschen verbirgt, misslingt es ihm, wenn er durch das rechte Ohr eines Pferdes betrachtet wird. Dann erscheint Leschij in bläulicher Farbe, denn auch sein Blut ist blau.
Die Augenbrauen und Wimpern sind bei Leschij nicht sichtbar. Er hat kurze spitze Ohren, die nicht menschlich sind. Deshalb trägt er immer eine Mütze. Sein Kopfhaar trägt er nach links gekämmt.
Leschij kann ein Baumstumpf oder ein kleiner Erdhaufen werden, ein Tier oder ein Vogel, ein Bär oder Birkhahn, ein Hase, ja in irgendetwas, sogar in eine Pflanze kann er sich verwandeln.
Doch Leschij ist nicht nur der Geist des Waldes, sondern der Wald bestimmt auch sein Wesen. Wenn er sich mit Moos bedeckt, dann schnauft er. Man hört sein Schnaufen im gesamten Wald. Es sind herbe Töne, die das Rauschen der Fichten übertönen.
Von den übrigen Geistern unterscheidet sich Leschij durch die besonderen Eigenschaften, die ihm eigen sind. Wenn er den Wald begeht, dann stellt er sich in der Größe mit den höchsten Bäumen gleich. Jedoch gleichzeitig, wenn er für sein Vergnügen und die Scherze über den Waldrand hinausgeht, macht er sich klein und spaziert in der Größe niedriger als das Gras, so dass ihn jedes Beerenblättchen frei bedecken kann. Aber auf den Wiesen erscheint er eigentlich selten, denn er beachtet streng die Rechte seines Nachbarn Polevikov, der auf den Feldern lebt. Auch meidet Leschij die Dörfer, um sich mit den Hausgeistern und Menschen nicht zu zanken und besonders die, wo völlig schwarze Hähne krähen, bei den Hütten Hunde mit „Zwei Augen“ (mit Flecken über den Augen in Form von zweiten Augen) und schwarze Katzen leben.

Dafür ist Leschij im Wald der vollberechtigte und unbeschränkte Herrscher. Alle Tiere und Vögel befinden sich in seiner Führung und gehorchen ihm stumm. Besonders untertan sind ihm die Hasen. Sie befinden sich bei ihm in einer völligen Leibeigenschaft.
Leschij hat eine gute Stimme. Er versteht es, aber auch ohne Worte und mit dem Klatschen der Hände zu musizieren. Manchmal singt er mit ganzer Kehle (mit solcher Kraft, wie der Wald im Sturm) oder er lärmt, fast vom Abend bis zur halben Nacht. Er mag das Krähen des Hahnes nicht und mit seinem ersten Aufschrei verstummt er sofort.
Leschij läuft oft durch die Wälder wie der Besessene, mit außerordentlicher Schnelligkeit und immer ohne Mütze. Er versteht es auf menschliche Weise mit „ha ha“ zu lachen, zu pfeifen und zu weinen. Beim Treffen auf lebendige Menschen verstummt er.

Verhalten gegenüber dem Menschen

Leschij schadet den Menschen nicht durch das direkte Verderben, wie es gegenteilig dem Teufel zugeschrieben wird. Er mag jedoch die rohen und groben Scherze und ist darin seinem Verwandten – dem Hausgeist – vollkommen ähnlich oder gleich. Zu seinen meisten gewöhnlichen und üblichen Scherzen gehört es, die Menschen „einzukreisen“ und sie bei ihrem Ziel, Pilze oder Beeren zu sammeln, ins tiefste Dickicht zu führen, aus dem es für sie kein Entrinnen gibt und sie auf lange Zeit im Kreis durch den Wald irren. Oder ihnen ins Gesicht ein solcher Nebel kommt, der sie völlig verwirrt und sich der verirrte Mensch im Wald ebenfalls lange auf ein und derselben Stelle dreht.
Sich von seinen Scherzen zu befreien ist relativ leicht möglich. Es helfen natürlich in erster Linie Gebet und das Zeichen des Kreuzes, und dann bekannte Techniken, die von Kindheit an gelehrt werden, gemäß den Geboten der Väter und Großväter. So Verirrten wird beispielsweise empfohlen, sich am ersten Ort zu setzen, die Kleidung auszuziehen und dann von innen nach außen neu anzulegen. Unbedingt sollen sie zur gleichen Zeit auch den linken Schuh auf das rechte Bein oder den rechten Handschuh auf die linke Hand anziehen.

Es gibt jedoch Fälle, bei denen sich alle Weisen des Kampfes mit dem wütenden Leschij als kraftlos erweisen. So beispielsweise einmal im Jahr am Schutztag von Jerofej dem Märtyrer. An diesem Tag gehen die wissenden Bauern nicht in den Wald.

Obwohl sich das getaufte Waldvolk der Rus vor den bösen und unerwarteten Einfällen von Leschij fürchtete, will es jedoch bis heute über ihn lachen oder benutzt mit Vergnügen seinen Namen für beleidigende Worte, wie „Gehe zu Leschij“, „Leschij hätte dich“ u.ä. erdrückt.

Der Hausgeist in Russland – slawische Mythologie

Der Hausgeist in Russland

Einen Hausgeist, russ. Домовой, besitzt nach dem russischen Volksglauben jede Wohnung oder jedes Haus. Sollte dieser Hausgeist in der Wohnung oder dem Haus fehlen, dann muss er mittels eines magischen Rituals nachträglich eingebracht werden. Gewöhnlich ist der Hausgeist jedoch bereits in der Wohnung oder dem Haus vorhanden.
Er wacht über die Ruhe in der Wohnung oder dem Haus, beschützt die Bewohner und macht das Leben glücklich. Daher ist es nicht verwunderlich, dass dieser Volksglaube auch heute noch im russischen Volk fest verankert ist. Die Menschen achten die alten Rituale für die Sorge und den Umgang mit dem Hausgeist. In sehr vielen russischen Familien hat er seinen festen Platz im täglichen Leben. Für alles, was das Zusammenleben mit einem Hausgeist betrifft, gibt es im Volksglauben eine Vorsorge oder ein Ritual.

Rituale um den Hausgeist

Man darf den Hausgeist nicht vergessen, wenn man aus einer alten Wohnung oder einem alten Haus in eine neue Wohnung oder ein neues Haus umzieht. Er muss von den Bewohnern ergriffen und mitgenommen werden. Wenn der Hausgeist zu diesem Umzug nicht eingeladen wird, dann bleibt er in der alten Wohnung oder dem alten Haus und wird sehr leiden.

Um mit dem Hausgeist gemeinsam umzuziehen, nimmt man einen alten Hausschuh oder einen anderen alten Schuh, macht diesen Schuh weich und bequem und sagt in der alten Wohnung oder dem alten Haus:

„Der Großvater Hausgeist! Wir werden mit mir gehen in das neue Haus, auf das neue Leben, auf den Reichtum“.

Danach nimmt man den Schuh und bringt ihn in die neue Wohnung oder das neue Haus. Den Schuh stellt man in die Küche der neuen Wohnung oder des neuen Hauses, denn die Hausgeister lieben sehr die Küche.
In der ersten Nacht, in der man in der neuen Wohnung oder dem neuen Haus übernachtet, stellt man auf den Küchentisch eine Tasse voll Milch und auf einen Teller legt man etwas Gebäck und Konfekt.
Dabei sagt man zum Hausgeist, dass auf dem Tisch die Bewirtung für ihn steht.
Am folgenden Morgen kann man die übrige Milch trinken und auch das Gebäck und das Konfekt essen oder es Kindern geben.
Der Hausgeist ernährt sich nur aus der Energie von diesen Bewirtungen, denn er isst nicht physisch.
Danach hat man in seiner Wohnung oder dem Haus den Frieden und die Ruhe für immer.

Wenn in der neuen Wohnung oder dem neuen Haus der fremde Hausgeist geblieben ist, weil ihn die vorigen Bewohner nicht mitgenommen haben, so beginnen die Hausgeister zu streiten und zu schimpfen. Das ist etwas sehr Schreckliches in ihrem Leben.

Um dieses Problem zu lösen, nimmt man ein Stückchen schwarzes Brot, etwa 1 mal 1 cm und eine Münze von 5 Cent. Das alles wickelt man in ein kleines Blatt weißes Papier und klebt es mit Klebeband über die Eingangstür zur Wohnung oder dem Haus.
In der Zeit, wo man alles vorbereitet muss man sagen:

„Hausgeist, Hausgeist! Meinem oder dem Fremden!
Meinem Hausgeist werde ich unterworfen, fremder Hausgeist, von mir nimm das Geld, damit kein größerer Schaden wird. Eß das Brot und das Salz, und gib in dem Haus die Ruhe. Аmen!“

Danach wird man in der Wohnung oder im Haus sofort die Wärme und die Gemütlichkeit spüren.

Eine Woche nach der Überführung des Hausgeistes in die neue Wohnung, kann man den Schuh aus der Küche entfernen.

Einmal in der Woche sollte der Hausgeist – in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag – gefüttert werden. Am Abend muss man auf den Tisch in der Küche eine Tasse mit ein wenig Milch stellen. Daneben legt man auf einen Teller etwas Gebäck oder Konfekt oder ein Brötchen.

Am Morgen kann man mit der Milch die Zimmerblumen begießen. Sie werden es mit besserem Wachstum danken. Das Backwerk oder das Konfekt kann man selbst aufessen.
Wenn man seinen Hausgeist sehen und sprechen will, dann ist die beste Zeit dafür am Donnerstag, morgens 03.00 Uhr.

Volksglauben

Nach dem Volksglauben kann ein Hausgeist männlich oder weiblich, klein oder groß, jung oder alt sein. Wer seinen Hausgeist kennt, weiß auch seinen Namen und seine Gewohnheiten. Jeder Hausgeist ist verschieden in seinen Interessen und Fähigkeiten. Gemeinsam lieben alle Hausgeister kleine Geschenke von den Bewohnern der Wohnung oder des Hauses, so beispielsweise kleine Puppen, kleine Autos, etwas glänzendes Kleingeld und auch Spielkarten.
Die für den Hausgeist gedachten Geschenke müssen ihm angekündigt werden, damit er diese auch in Besitz nimmt. Dafür sagt man zum Hausgeist, dass auf dem Tisch oder einem anderen zugänglichen Ort ein Geschenk für ihn steht. Da sich Hausgeister sehr gern in der Küche aufhalten, sollte man diese Geschenke in der Küche der Wohnung oder des Hauses hinterlegen.

Baba Jaga – eine Gestalt der slawischen Mythologie

Baba Jaga

auch Baba Yaga, ist eine Gestalt der slawischen Mythologie.
Der Glaube an die Existenz von Hexen reicht sehr weit in die Vergangenheit zurück. Frühzeitliche Hexen waren mit Dämonen gleichgesetzt. Eine Hexe war also kein Mensch, sondern ein böses todbringendes Wesen, das in einer menschlichen Gestalt – meist einer Frau – erscheinen konnte und dadurch nur schwer zu enttarnen war.
In den Glaubensvorstellungen der alten Slawen war damit auch die Überzeugung von der Fähigkeit und Kraft zur Zauberei verbunden. Damit war für die Zeitgenossen auch die Möglichkeit selbstverständlich, mittels Zauberei Schaden an Mensch und Tier zu stiften.

Ursprung von Baba Jaga

Den Ursprung von Baba Jaga (russ. Баба Яга) sehen Mythenforscher in der slawischen Waldfrau, die zwar nicht zwangsläufig alt oder böse, aber unberechenbar und gefährlich ist. Durch die Christianisierung wurde Baba Jaga und ihre Rolle in überlieferten Geschichten wahrscheinlich abgewertet, ihr vorher wohl anderes Bild näherte sich der bösen Hexe an und verschmolz teilweise damit. Das Sichtbild bezog sich mehr auf den europäischen Begriff „Hexe“ (Krautfrau, Heilerin mit Zauberkräften). In dieser Sichtweise taucht sie auch in den meisten von den Sammlern im 19. Jahrhundert festgehaltenen Märchen auf, als durchweg bösartige Gestalt.

Beschreibung in der slawischen Mythologie

In der slawischen Mythologie wird Baba Jaga als ein hässliches altes Weib beschrieben, das allerdings nicht so gefährlich ist, wie es aussieht.
Baba Jaga führt ein zurückgezogenes Leben im Waldesdickicht und unternimmt nur sehr selten Ausflüge in einem Mörser mit einem Besen in der Hand. Den Besen benutzt Baba Jaga zum Verwischen der Spuren, damit niemand weiß woher sie kommt und wohin sie fliegt.
Baba Jaga wohnt in einem sehr merkwürdig konstruierten Haus, denn es steht auf Hühnerbeinen und kann sich auf Befehl der Hexe in verschiedene Richtungen drehen.
Entdeckt ein Wanderer im Wald zufällig das Haus der Hexe, dann kann Baba Jaga es entweder mit der Tür zum Wanderer drehen lassen oder sie dreht es von ihm weg.
Da Baba Jaga sehr launisch ist, bleibt es unvorhersagbar, was den Wanderer erwartet. Er kann im besten Fall herzlich zum Abendbrot eingeladen werden und im schlimmsten Fall kann er auch selbst zum Abendbrot von Baba Jaga werden.

Heiler – wer von etwas heilt, macht vollständig gesund

Heiler – wer von etwas heilt

Bereits seit uralten Zeiten bedeutet „Heiler“ – wer von etwas heilt (er heilt, macht vollständig gesund).
Durch diese besondere Fähigkeit ist der Heiler in den religiösen und magischen Vorstellungen der verschiedensten Kulturen eine Persönlichkeit, die von einer Krankheit in wunderbarer Weise befreit (das Wunder schafft). Aus historischer Sicht steht der Begriff „Heiler“ für einen Angehörigen der Heilberufe.
In vielen Kulturen sind die Heiler sehr hoch angesehen und werden bereits seit uralten Zeiten hoch verehrt. Sie haben eine hervorgehobene Stellung, die sich auch in den verschiedensten Religionen findet.

So wird im Christentum

der Erzengel Raphael, einer der Erzengel im Christentum und Judaismus, als der Engel der Heilung bezeichnet. Er ist der mächtige Heilende der physischen Körper, wie der Menschen, als auch der Tiere. Raphael führt nicht nur durch geistiges Heilen die Arbeit mit den Betroffenen, sondern gibt auch dem Heiler vor, wie er die Erdarzneien zu benutzen hat. Der Heiler kann innerlich zu Raphael rufen, ihn bittend, ihn bis zu oder während der Behandlung eines Kranken zu führen. Er hilft auch dem zukünftigen Heiler während der Ausbildung.

In der russisch-orthodoxen Kirche

werden viele Heiler bis heute als Heilige hoch verehrt. Die wohltuende Hilfe bei Krankheiten leisteten sie meist noch zu ihren Lebzeiten. Diese Hilfe ist durch die Kirche, die Heilige Schrift und auch die Legende überliefert, beispielsweise über den Apostel Peter, die Propheten Elias und Elisa, den Metropolitan Alexy von Moskau (bekannt als Wundertäter), die Hochwürden Antonius von den Höhlen, Theodore Sikeot, Sergey Radonezhsky und Seraphim von Sarow, die hochwürdige Eupraxia und viele andere mehr. Vom Wirken dieser Heiligen ist eine Vielzahl an Heilungen und Reliquien überliefert.

Viele Heilige wählten den Beruf des Arztes

zu ihren Lebzeiten und sind von der Kirche als selbstlose Menschen verherrlicht. Nach Meinung der Kirche, bekamen diese Heiler die Gabe der Heilung von Gott, gingen ein gerechtes Leben, begingen Heldentaten im Glauben und Gebet, leisteten eine vieljährige innere Arbeit an sich selbst und gingen den Menschen durch die völlige Ablehnung des Vorteils und des menschlichen Ruhmes voran. Häufig gingen sie den Märtyrertod, den Glauben an Christus öffentlich bekennend, wie beispielsweise die Märtyrer Cyrus und Johannes.

Im russischen Volk

gibt es bis heute viele Heiler, die als Volksheilende der breiten Öffentlichkeit meist wenig bekannt sind, denn sie werben nach alter Heilertradition nicht mit ihren Fähigkeiten und Heilerfolgen. Nach den überlieferten Glaubensvorstellungen besteht andernfalls die Gefahr, dass ihnen Gott die verliehene Gabe der Heilung wieder entzieht. Ihr Ruf verbreitet sich daher meist nur regional über die Mund-zu-Mund-Propaganda und selten darüber hinaus. Diese Heiler leben gewöhnlich in einer Familientradition, nach der das Heilwissen von Generation zu Generation – ausschließlich innerhalb der Familie – übergeben wird. In ihrer Arbeit nutzen sie das Wissen über die Heilkräfte der Natur, der Pflanzen- und Tierwelt. Sehr viele Heilanwendungen in der traditionellen russischen Medizin beruhen auf Rezepten, die seit Generationen und ohne Veränderungen angewendet werden. Dabei ist typisch, dass auch die in der täglichen Ernährung des Volkes verwendeten Pflanzen, wie Hafer, Kartoffel, Kohl, Knoblauch, Zwiebel, Sellerie, Rettich, Rübe und vieles mehr, ebenfalls für Heilzwecke ihre Verwendung finden.

In der heutigen Zeit

wird der Begriff „Heiler“ allgemein mit „Geistheilung“ verknüpft. Geistheilung ist ein Oberbegriff für eine Vielzahl unterschiedlicher alternativmedizinischer, esoterischer, religiöser oder magischer Behandlungsmethoden, die sich nicht in die wissenschaftliche Medizin oder die klassische Psychotherapie einordnen lassen. Beispielsweise werden Behandlungsmethoden, wie Gebetsheilung, Handauflegen, Ho’oponopono, Huna, mediumistisches Heilen, Tierkommunikation, Prana, Reiki, Schamanismus, Seelsorge, Familienaufstellung, Therapeutic Touch und teilweise auch Kinesiologie, der Geistheilung zugeordnet. Im Gegensatz zum historischen Verständnis des Begriffs „Heiler“, ist heute die Verknüpfung mit der Zugehörigkeit zu einem Heilberuf nicht mehr gegeben. Ein „Geistheiler“ arbeitet mit geistigen Heilweisen. Siehe beispielsweise: Dachverband Geistiges Heilen e.V. – Geistige Heilweisen
Die Ausübung eines Heilberufes ist in Deutschland – nach geltendem Recht – nur den Angehörigen eines akademischen Heilberufes, wie Arzt, Zahnarzt, Psychotherapeut, Tierarzt und Apotheker, und Heilpraktikern gestattet.

Weibliche Heilige in der russisch-orthodoxen Kirche

Heilige der Orthodoxen Kirche

sind Menschen, die ihre außerordentliche Glaubensstärke durch Heldentaten bewiesen haben. Darunter gibt es viele Frauen, wovon einige in Russland als Heilige besonders verehrt werden. Einige dieser heiligen Frauen sollen hier genannt werden.
Die Orthodoxe Kirche ehrt das Andenken der Herrscher, die es um Christi willen wagten, das Leben ihres Staates grundsätzlich zu ändern. Dabei gingen diese eine ernste Gefahr ein, die ihrem eigenen Leben sowie dem Bestehen ihrer ganzen Dynastie im Falle einer Verschwörung bzw. Umwälzung drohte. Auch war es ein großes Wagnis, weil die äußeren Feinde bereit waren, von der zeitweisen Schwäche des in der Reform begriffenen Staates zu profitieren. Darum zeugt der Erfolg ihrer Unternehmungen immer von einem tiefen lebensspendenden Glauben und von der besonderen Hilfe von oben. Mit der Christianisierung der Gesellschaft kam der Frau die Rolle der inspirierenden Gattin und erziehenden Mutter zu. Dafür ist die russische Fürstin Olga ein typisches Beispiel.

Russische Fürstin Olga

Sie lebte vor mehr als Tausend Jahren und war die Ehefrau eines heidnischen Fürsten. Trotz dieser Bedingungen fasste sie den Entschluss, die Taufe zu empfangen und scheute sich nicht, sich täglich zu ihrem Glauben inmitten der unaufgeklärten und heidnischen Verwandtschaft zu bekennen. Obwohl sich ihre Familienangehörigen nie zum Christentum bekehrten, bildete sich in der Familie trotzdem eine eher positive Meinung zur neuen Religion. Bereits ein Enkel von Olga, der Fürst Wladimir, befand sich seit seinen Jugendjahren auf einer intensiven religiösen Suche. Seine Onkel sympathisierten stark mit dem Christentum und einige waren sogar getauft. Das Volk hielt jedoch größtenteils am Heidentum fest. Als brutaler Krieger war Wladimir darum bemüht, sich selbst die Richtigkeit der altgewohnten heidnischen Weltanschauung zu beweisen und opferte seine schönsten Söhne und Töchter den Göttern. Später veränderte sich seine Weltanschauung, er trat zum Christentum über und ließ sich taufen. Daraufhin veränderte er rasch das Leben des ganzen russischen Staates, indem er das Volk und sein Gefolge taufen ließ und seine Söhne im orthodoxen Glauben erzog.
Die Rolle der heiligen Fürstin Olga bei dem ganzen Geschehen ist sehr wichtig und symbolisch, denn sie brachte die Samen des christlichen Glaubens in ihre Familie und bestand die schwere Prüfung einer feindlichen Umgebung. Wesentlich dabei war, dass es Olga gelang, durch das Vorbild ihrer Tugend die Herzen der Menschen zu bekehren, von denen das künftige geistige Schicksal ihres gesamten Volkes abhing.

Russische Fürstin Anna

Seitdem gab es in jeder Generation Frauen, zuweilen recht vornehme, die das gewohnte Leben aufgaben, um sich ganz dem Dienst an der Kirche zu widmen. Nachdem sie die Kinder großgezogen und ein hohes Alter erreicht hatten, empfingen viele Ehefrauen die Mönchsweihe. Dadurch dienten sie Gott und den Menschen, gaben stets ein Beispiel der Frömmigkeit ihren Kindern und halfen ihnen durch Gebete. Das tat beispielsweise auch eine russische Fürstin, mit dem Nonnennamen Anna, die von der russisch-orthodoxen Kirche heilig gesprochen wurde.

Fast tausend Jahre vergingen. Als der revolutionäre Terror ausbrach, wurden davon auch viele Frauen betroffen. Beispielsweise kam dabei die Großfürstin Elisabeth ums Leben, die eine Gesellschaft für Verwundetenpflege gegründet hatte und eine barmherzige Schwester geworden war.
Auch die Zarin Alexandra und ihre Töchter wurden erschossen. Sie begegneten dem Tod furchtlos, ohne ihre Henker zu verwünschen und wurden dadurch zum Vorbild für Hunderttausende und Millionen von Gläubigen, denen es bevorstand, für ihre religiösen Überzeugungen durch Zwangsarbeits- und Konzentrationslager zu gehen.
In dieser Zeit befanden sich die Gläubigen in extremer Not, gleichzeitig wurden in den unendlichen Weiten Russlands auch fast alle Tempel und Kloster vernichtet. Dadurch stieg deutlich die Rolle der Menschen, die von Gott mit den besonderen Gaben der geistigen Hilfe, Tröstung und Heilung ausgestattet waren. Derartige Heilige gab es in Russland schon immer, beispielsweise kommen bereits seit anderthalb Jahrhunderten Hunderttausende von Menschen nach St. Petersburg, um zur heiligen Xenia zu beten. Diese wurde durch zahlreiche wunderbare Heilungen berühmt, welche bis heute andauern.

Heilige Matrona

In den Jahren der Verfolgung der Kirche wurde Matrona, eine weitere solche Heilige berühmt. Sie war von Kind auf blind und hilflos, verbrachte ihr ganzes Leben im Gebet und half Tausenden von Menschen. Matrona besaß die Sehergabe und sie befreite Menschen von körperlichen und geistigen Krankheiten. Die Kämpfer gegen die Religion machten sich lustig über die Berichte von Wundern, die sich durch das Gebet einer blinden und körperlich behinderten Frau vollzogen. Trotzdem kamen auch sie manchmal, in den Jahren schwerer Prüfungen, sie um Rat zu bitten und verließen sie mit dem tiefen Glauben an Gott in ihren Herzen.
Nach der Lehre der Orthodoxen Kirche kann Gott einen Menschen nicht automatisch erlösen, noch sich in sein Schicksal gewaltsam einmischen. Die östlichen Christen glauben, dass man seine Seele durch eine innige Gemütsbewegung zum Himmlischen Vater rettet. Doch ist die Innigkeit dieser Gemütsbewegung bei weitem nicht immer festzustellen. Manchmal leuchtet sie im Herzen des Menschen auf und erlischt sofort, unfähig, die Tiefen seines inneren Lebens zu beleuchten. Die innige Arbeit an der Reinigung des eigenen Herzens ist eben der schmale Pfad in das von der Menschheit verlorene Paradies. Es ist ein Weg, der nicht der Menschheit als einem Ganzen, sondern nur jedem einzelnen Menschen offen steht. Es gab immer Menschen, es gibt sie heute und es wird sie weiter geben, die bereits auf Erden der Besserung ihres Lebens und der Vereinigung mit Gott näher gekommen sind. Sie haben ihrer Umgebung für immer und von ganzem Herzen verziehen und sich dadurch für immer mit ihnen und ihren Nachkommen vereinigt.
Die heilige Matrona hat die breite Verehrung vorausgesagt, die sie später erfahren sollte. In einer Zeit der extremen Verkümmerung des Kirchenlebens wollte man es nicht glauben, doch es kam genau nach ihrer Weissagung. Heute ruhen ihre Gebeine in einem Kloster im Zentrum der Hauptstadt und Menschen aus ganz Russland sowie auch aus dem Ausland strömen ihnen unaufhörlich zu. Kurz vor ihrem Tod sagte die heilige Matrona – „Kommt an mein Grab und bittet mich um Hilfe wie eine Lebende, und ich helfe euch, worum ihr auch bitten möchtet“.

Die Anbetung der Heiligen zeugt in der Orthodoxen Kirche immer vom Bestehen einer besonderen segensreichen Beziehung zwischen den Heiligen und den heute Lebenden. Diese Beziehung ist weder abzubrechen noch aufzuheben, da ihre Grundlage in der Tiefe des menschlichen Herzens wurzelt, das sich für immer mit Gott vereinigt hat.

(Literatur – nach Material auf „ruvr.ru“)

Ostern in der russisch-orthodoxen Kirche

Ostern

das Fest der Auferstehung Jesu Christi – ist nach dem russisch-orthodoxen Kirchenkalender das bedeutendste Hohefest. In aller Welt begehen im Frühjahr die Christen das Osterfest, jedoch ist es in der russisch-orthodoxen Kirche in seinem Maßstab mit keinem anderen Fest zu vergleichen, auch nicht mit Weihnachten. Der Ostertag wechselt von Jahr zu Jahr, sein Datum wird vorher ausgerechnet. Auf das Osterfest bereitet sich die ganze Kirche gründlich vor. Im Gottesdienst beginnt etwa zweieinhalb Monate vor Ostern das Thema der Buße zu dominieren. Eine jede neue Woche ist immer tieferen Stufen in der Verbesserung des eigenen Herzens im Einklang mit den christlichen Geboten gewidmet. Ebenfalls beginnt vor Ostern die große Fastenzeit. Es ist in Russland üblich, beim Eintritt in diese Fastenzeit bei allen Menschen aus der näheren Umgebung um Vergebung zu bitten, aber auch selbst all das Böse zu vergeben, was einem andere Menschen angetan haben. Gleich am darauf folgenden Tag verschwindet aus den Gottesdiensten der Gesang. Ein großer Teil des Gottesdienstes wird nicht mehr gesungen, wie das gewöhnlich üblich ist, sondern er wird nur noch gelesen. Es verschwinden auch die mit Gold verzierten Kirchengewänder, die Geistlichen tragen nur noch aschgraue oder schwarze Gewänder. Außer an ausgewählten Tagen werden in den Kirchen nicht mehr Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt. Die Geistlichen büßen das Recht ein, Eheschließungen zu segnen. Aus der täglichen Ernährung verschwindet in der Fastenzeit nicht nur das Fleisch, sondern es verschwinden auch Eier, Milch und Fisch. In den strengen Klöstern des russischen Nordens verzichtet man sogar auf das Pflanzenöl. Die konzentrierte Aufmerksamkeit gilt der durch die Sünde verzerrten tiefen Innenwelt des Menschen, der aufrichtigen Buße und der Korrektur des eigenen Lebens, dem beharrlichen Beten um die Rückkehr der göttlichen Gnade, die verloren ging inmitten eines zerstreuten Lebens.

Es wird aufgerufen zur bescheidenen und ungeheuchelten Nächstenliebe. Das alles sind die Hauptmotive der Zeit vor Ostern. Eine Woche vor Ostern beginnt dann die Karwoche – die Erinnerung an Christi Festnahme, an seine Leiden und an sein erlösendes Opfer für die ganze Welt. Die angespannte Note der Buße in den Gottesdiensten wird nun von der feierlichen Erwartung der Auferstehung zu Ostern abgelöst. Am Vorabend des Festes besucht der Patriarch das Dreifaltigkeits-Sergios-Kloster. Seine große Glocke verkündet das Eintreffen des Oberhauptes der Russischen Kirche. Auf dem Platz und unter dem Gewölbe der Mariä-Entschlafens-Kathedrale nehmen die Bischöfe und anderen Geistlichen Aufstellung. Nachdem sich der Patriarch vor den heiligen Reliquien des Heiligen Mönchs Sergios verneigt hat, segnet er die Gläubigen und die Geistlichkeit und begibt sich nach Moskau, um dort den Gottesdienst in der Hauptkathedrale der Hauptstadt zu zelebrieren. Am Abend des Sonnabends legen die Geistlichen weiße Gewänder an. Der schwarze Samt in der Ausschmückung der Kirche wird nun von blutrotem Samt abgelöst, der aschfarbene Brokat durch purpurroten und goldenen Brokat. Zu Mitternacht versammeln sich in den Kirchen riesige Menschenmengen. In den Kirchen vollziehen die Geistlichen die heilige Handlung in einem kleinen Altarraum, der von der übrigen Kirche durch eine hohe  Ikonen-Wand (die Ikonostase) mit der heiligen Pforte getrennt ist.

Um Mitternacht dringt aus den Tiefen des Altarraumes, als käme es aus dem Sarg des Erlösers, Gesang – die Geistlichen beginnen das feierliche Oster-Troparion zu singen. Ebenso haben sicher die Schülerinnen Jesu Christi froh ihren auferstandenen Lehrer begrüßt. Dieser Gesang verstärkt sich, die Heilige Pforte öffnet sich, und aus dem Altar schreitet eine Prozession in blendend weißen Gewändern. Ein Geistlicher verkündet: „Christus ist auferstanden!“ Die Volksmenge wiederholt das, und dann beginnt die feierliche Prozession um die Kirche herum. Alle Worte des Gesanges werden immer wieder wiederholt – gerade so äußert ein beliebiger Mensch seine tiefe Freude, die von seinem ganzen Wesen Besitz ergriffen hat. Der Gottesdienst beginnt direkt unter freiem Himmel und wird dann im Gotteshaus abgeschlossen, wo eine kurze feierliche Eucharistie beginnt, nach der alle Gemeindemitglieder des Abendmahls teilhaftig werden. Die Glocken werden geläutet. Diese Nacht wird im Volk die Lichte, Heilige Nacht genannt. Das Osterfest leitet die Osterwoche – die lichte Woche – ein. Die heilige Pforte zum Altar bleibt Tag und Nacht geöffnet, was das geöffnete Reich des auferstandenen Herrn symbolisieren soll. An jedem Tag wird ein fast ebenso feierlicher Gottesdienst wie in der Nacht zu Ostern zelebriert. Nun werden auch wieder Eheschließungen gesegnet, in die tägliche Ernährung der Gläubigen kehren Fleisch und andere Lebensmittel wieder zurück, die man sich in der Fastenzeit versagt hatte. Jeden Tag flutet der Gottesdienst aus den Mauern des Gotteshauses auf die Straßen hinaus. Die Geistlichen und die einfachen Gläubigen bemühen sich, die Freude des Osterfestes selbst zu hoffnungslos kranken Patienten in den Krankenhäusern, aber auch zu Inhaftierten in die Gefängnisse zu tragen. Auf den Straßen um die Gotteshäuser werden Andachten abgehalten. Die Erde, das Wasser und die Luft werden gesegnet.

(Literatur – nach Material auf „ruvr.ru“)

Anmerkungen zu Ostern in der russisch-orthodoxen Kirche:

Jahr 2011:
Die Fastenzeit vor Ostern war vom 7. März bis 23. April, das Osterfest begann am 24. April.

Jahr 2012:
Die Fastenzeit vor Ostern war vom 27. Februar bis 14. April, das Osterfest begann am 15. April.

Jahr 2013:
Die Fastenzeit vor Ostern war vom 18. März bis 04. Mai, das Osterfest begann am 05. Mai.

Jahr 2014:
Die Fastenzeit vor Ostern war vom 3. März bis 19. April 2014, das Osterfest begann am 20. April.

Für die nächsten 3 Jahre macht der russisch-orthodoxe Kirchenkalender folgende Angaben:

Orthodoxe Ostern 2015, 12. April
Orthodoxe Ostern 2016, 01. Mai
Orthodoxe Ostern 2017, 16. April

Jekaterinburg – eine russische Stadt am Ural

Jekaterinburg

Rathaus, Jekaterinburg
Rathaus in Jekaterinburg

Jekaterinburg (russisch: Екатеринбург, deutsch auch: Yekaterinburg), von 1924 bis 1991 Swerdlowsk (Свердловск) genannt, ist eine wichtige Industrie- und Universitätsstadt am Ural in Russland mit 1.377.738 Einwohnern (Stand: 2012). Im Frühjahr 1723 wurde im Auftrag von Zar Peter I. an den Ufern des Flusses Iset das damals größte Eisenwerk Russlands gebaut.
Die Stadtgründung erfolgte am 7. (18.) November 1723 im Zusammenhang mit der Betriebsaufnahme des Eisenwerkes auf Initiative von V. N. Tatishcheva. Der Name entstand zu Ehren der heiligen Katharina, der Patronin von Zarin Katharina I., Ehefrau von Peter I. Katherina II. gewährte 1781 Jekaterinburg den Status der Kreisstadt.

Europa-Asien-Säule, Jekaterinburg
Europa-Asien-Säule in Jekaterinburg

Jekaterinburg befindet sich im zentralen Teil von Eurasien, 1667 Kilometer östlich von Moskau. Geographische Koordinaten: 56 º 50 ’nördlicher Breite, 60 º 35′ östliche Länge, 270 m über dem Meeresspiegel. Die Stadt ist am östlichen Hang des Ural-Gebirges gelegen, am Ufer des Flusses Iset. In einem Waldgebiet, im oberen Isetsker Bezirk der Stadt, befindet sich die Grenze zwischen Europa und Asien. An dieser Stelle steht eine Europa-Asien-Säule. Der Zeitunterschied zu Moskau beträgt zwei Stunden und zu Mitteleuropa vier Stunden.
Das Klima der Region ist kontinental mit großen Temperaturschwankungen. Die Sommer sind bis zu 35 °C warm, aber kürzer als in Mitteleuropa. Frühjahr und Herbst sind ausgesprochen kurz. Die Winter hingegen können bis zu 6 Monate dauern und erreichen Temperaturen bis -40 °C und mehr.

World Trade Center, Jekaterinburg
World Trade Center in Jekaterinburg

Jekaterinburg ist die viertgrößte Stadt Russlands. Die Region ist heute die drittwichtigste Region in Russland nach Moskau und Sankt Petersburg. Ebenfalls in Jekaterinburg niedergelassen haben sich mehrere Generalkonsulate, darunter eines der USA, eines von Tschechien und eines von Großbritannien. Im Sommer 2005 hat auch ein deutsches Generalkonsulat in der Stadt seine Arbeit aufgenommen.
Die Region wurde bereits im 11. Jahrhundert von den Nowgorodern erschlossen. Die industrielle Erschließung begann Ende des 17. Jahrhunderts. Die Gründung der Stadt erfolgte 1723 durch Wassili Tatischtschew. Im 18. Jahrhundert war eines der wichtigsten landesweiten Zentren der Metallverarbeitung. Die erste Dampflokomotive Russlands wurde ebenfalls hier gebaut.

Blutkirche, Kathedrale auf dem Blut, Jekaterinburg
Blutkirche oder Kathedrale auf dem Blut in Jekaterinburg

Jekaterinburg wurde im 20. Jahrhundert weltweit bekannt, weil die Bolschewiki hier 1918 den letzten Zaren, Nikolaus II., mitsamt seiner Familie ermordeten (siehe auch: Ganina Jama).
Zu Ehren von Jakow Swerdlow trug die Stadt von 1924 bis 1991 den Namen Swerdlowsk. Während des Zweiten Weltkriegs lagerten in Swerdlowsk die Kunstschätze der Eremitage.
Die bekannteste historische Sehenswürdigkeit der Stadt ist eine Kathedrale („Blutkirche“ oder „Kathedrale auf dem Blut„) an der Stelle, an der in Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 die Ermordung der Zarenfamilie stattfand. Dieser Ort ist mittlerweile ein Wallfahrtsort für Anhänger des russischen Zarentums.

Heilige-Dreifaltigkeits-Kathedrale, Jekaterinburg
Heilige-Dreifaltigkeits-Kathedrale in Jekaterinburg

Doch auch architektonisch wertvolle Kathedralen gibt es in der Stadt: Einige Kathedralen im russischen Stil (die bekannteste davon ist die im 19. Jahrhundert erbaute Swjato-Wosnesenski-Kathedrale) ebenso wie die 1739 erbaute sogenannte Bergkanzlei. In einem Vorort liegt die Heilige-Dreifaltigkeits-Kathedrale, deren Mönch einst Grigori Jefimowitsch Rasputin war.

Das Bild der Stadt wird durch eine diversifizierte Kulturlandschaft geprägt. Sehr schön ist das im Stil des sozialistischen Klassizismus erbaute Rathaus, die Universität und mehrere Institute. Das Zirkusgebäude aus den 80er-Jahren und die prächtige Oper vom Anfang des 20. Jahrhunderts sind nur Ausschnitte der architektonisch bedeutenden Vielzahl von Gebäuden.

Fernsehturm, Jekaterinburg
Fernsehturm in Jekaterinburg mit Blick von der Iset

Moderne Wahrzeichen sind der unvollendete Fernsehturm und das Gebäude des Zirkus. Ersterer gilt als eines der höchsten unvollendeten Bauwerke der Welt. Die Stadt Jekaterinburg ist nach Moskau die zweitwichtigste Industriemetropole der Russischen Föderation. Bereits seit dem frühen 18. Jahrhundert gibt es in der Stadt Ansiedlungen der Metallindustrie. Die Industrialisierung wurde in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts intensiviert. Neben dem Maschinenbau sind Metallverarbeitung und -verhüttung, Lebensmittelproduktion, Holzverarbeitung und chemische Industrie vertreten. Einen Schwerpunkt bildet mit über 40 angesiedelten Unternehmen die Produktion von Rüstungsgütern.

Zirkus, Jekaterinburg, Iset
Zirkus in Jekaterinburg mit Blick von der Iset

Doch nicht nur Industrieansiedlungen gibt es in der Stadt, Jekaterinburg ist auch ein Zentrum des russischen Banken- und Finanzwesens. In der Stadt gibt es weiterhin eine Reihe ausländischer Konsulate und den Sitz des Präsidenten des russischen Föderationskreises Ural.
Das World Trade Center ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des  Lebens der Stadt. In Jekaterinburg werden auch internationale Handels-Messen durchgeführt.
Im mittleren Ural ist Jekaterinburg daneben einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte. Es existiert ein internationaler Flughafen (Kolzowo) und eine Anbindung an die Transsibirische Eisenbahn, die sich hier mit einer weiteren Eisenbahnhauptstrecke vom nördlichen Ural hinunter nach Tscheljabinsk und Orsk kreuzt. Wichtige Autobahnen führen in die benachbarten russischen Metropolen Tjumen, Omsk und Tscheljabinsk. Der öffentliche Personennahverkehr wird hauptsächlich getragen von Buslinien, Trolleybussen und einer Straßenbahn (29 Linien), es gibt jedoch seit 1991 auch ein kleines U-Bahnsystem.

Jekaterinburg war eine Kandidatenstadt für die Weltausstellung Expo 2020, konnte sich im Vergabeverfahren jedoch nicht durchsetzen. Die Weltausstellung wurde im Jahr 2013 nach Dubai vergeben.

Ganina Jama – eine Erinnerungsstätte des russischen Volkes

Ganina Jama

Eingang Kloster, Ganina Jama
Eingang zum Kloster Ganina Jama

In der Nacht vom 16. auf den 17. Juli 1918 wurden Nikolaus II., seine Ehefrau Alexandra Fjodorowna, ihre Kinder (vier Töchter und der Zarensohn) und ihre ergebene Dienerschaft (der Arzt Je. Botkin, die Hofdame A. Demidowa, der Koch I. Charitonow und der Zarenlakai A. Trupp) im Keller des Ipatjew-Hauses in Jekaterinburg erschossen.

Anbetungskreuz, Kloster, Ganina Jama
Anbetungskreuz für die letzte russische Zarenfamilie

Vom 30. April 1918 bis zum 16. Juli 1918 war die Zarenfamilie mit ihrer treuen Dienerschaft im Haus des Ingenieurs N. Ipatjew in Jekaterinburg (russisch: Екатеринбург, deutsch auch: Yekaterinburg) untergebracht. Ihre sterblichen Reste wurden in den Wald außerhalb der Stadt befördert, an den so genannten Ort „Ganina Jama“ (Ganja’s Grube), dort verbrannt und verscharrt.

Kirche, Gedenken, Zar Nikolaus II, Ganina Jama
Kirche zum Gedenken an Nikolaus II.

Heute ist ein Anbetungskreuz am Ort der Verbrennung errichtet. Der Ort „Ganina Jama“ befindet sich ca. 15 km außerhalb von Jekaterinburg und war eine ehemalige Eisengrube. Am Ort „Ganina Jama“, wo ursprünglich die Überreste der Zarenfamilie verscharrt und 1979 durch heimliche private Nachforschungen aufgefunden wurden, wurde im Jahre 2000 ein russisch-orthodoxes Männerkloster „Kloster der Heiligen Zarenmärtyrer“ gegründet.

Lageplan, Weg Zarenfamilie, Ganina Jama
Weg der Zarenfamilie nach Ganina Jama

Der erste Stein für das Kloster wurde am 1. Oktober 2000 gelegt. Das Kloster ist ein einzigartiges Ensemble, welches aus sieben Holzkirchen besteht und von den Mönchen in eigener Arbeit errichtet wurde. Das Holz dieser Kirchen wurde nur mit Axt und Säge bearbeitet. Die sieben Kirchen sind jeweils einem Mitglied der Zarenfamilie gewidmet. Am 14. September 2010 wurde bei einem Brand u. a. die Hauptkirche (Kirche für Nikolaus II., siehe Abbildung vor dem Brand) des Klosters stark beschädigt.

Blutkirche, Kathedrale auf dem Blut, Jekaterinburg
Blutkirche in Jekaterinburg

Das Ipatjew-Haus in Jekaterinburg wurde am 16. September 1977 abgerissen. An seinem ursprünglichen Standort entstand ab 1997 eine Kathedrale („Kathedrale auf dem Blut“ oder auch „Blutkirche“ genannt). Diese Kathedrale wurde am 17. Juli 2003 von Wikentij (Erzbischof von Jekaterinburg und Werchoturje) eingeweiht. Langjährige Gerüchte und Behauptungen über Überlebende der letzten Zarenfamilie wurden in jüngster Zeit durch Forschungen ausgeschlossen. Die russisch-orthodoxe Kirche hat im Jahre 2000 Nikolaus II. und seine Familienmitglieder als Märtyrer heilig gesprochen.

Heute ist das Kloster „Ganina Jama“ eine Erinnerungsstätte des russischen Volkes. Touristen sollten die russischen Sitten und Gebräuche bei einer Besichtigung des Klosters beachten. Danach sollten Frauen ein Kopftuch tragen und Männer ihre Kopfbedeckung abnehmen.